Donnerstag, 30. November 2006

Das gibts doch nicht! (Teil 1)

Tja, scheinbar muss man sich doch manchmal eingestehn, dass ein gewisser Grundpessimismus, den man dann gerne als Realismus hinstellt nicht in jeder Situation der Weisheit letzter Schluss ist. Habe ich doch aus zugegebener Maßen schmerzlicher Erfahrung heraus gelernt meine Erwartungen mit dem FC Grashalm eher niedrig zu stapeln (siehe voriger Post), passierte doch am letzten Dienstag etwas, dass ich bis dato eigentlich nur in pathosgeladenen achtzigerjahre US-Sportdramen für möglich gehalten habe.

Zur Ausgangssituation: Der FC Grashalm hat bis zu diesem Tag jedes Match mehr oder weniger kanterartig verloren, es handelt sich um das letzte Match der Herbstrunde, noch dazu gegen den Vorletzten der Tabelle (ratet mal, wer letzter ist). Zum ersten Mal gibt es so etwas wie eine Fankulisse: einige Freunde trotzen der Kälte und haben den langen Weg nach Großjedlersdorf auf sich genommen. In dieser Situation wieder eine blamable Niederlage einzufahren, danach steht natürlich niemandem der Sinn und tatsächlich geht der FC Grashalm nach kurzer Zeit durch ein sehenswertes Solotor der Nummer 22 (Haug) in Führung. Der Ausgleich der Gegner folgt auf den Fuss.
An dieser Stelle keimt das altbekannte "Grashalm-Feeling" in mir auf: am Anfang noch recht gut mitspielen, dann ein Tor kassieren und danach völlig untergehn. So geschehen in 70% unserer Spiele. Doch es kommt anders.
Wir machen in Hälfte 1 & 2 tatsächlich noch jeweils ein Ding rein und führen bis zur 65. Minute tatsächlich mit 3:1.
Meine persönliche Leistung würde ich bis zu diesem Zeitpunkt als "solide" beschreiben. Ich hatte sicher schon spielerisch mehr Anteile an Matches, spiele aber sehr routinert und vorallem taktisch, auf meiner Position am rechten Flügel im Mittelfeld, in der Defensive erstaunlich diszipliniert. Und das wäre jetzt so der klassiker: das Team gewinnt und die eigene Leistung war ok, aber man ärgert sich, dass man nicht mehr dazu beigetragen hat. Doch es kommt noch einmal anders...
Etwa in der 65. Minute rollt nach einem unserer Angriffe ein gegnerischer Abpraller in meine Richtung. Ich erwische den Ball knapp außerhalb des rechten 16er-Ecks, bin schätzungsweise etwas über 20 Meter vom Tor entfernt, sehe, dass der gegnerische Tormann etwas weiter vorm Tor steht und habe zum ersten Mal in der Partie genug Platz um einen platzierten Schuss zu versuchen. Eine Flanke in den Strafraum würde zwar eher meinem Teamplayer-Naturell entsprechen, ich entscheide mich aber für einen Schuss aufs Tor. Ich ziehe also aus über zwanzig Metern ab und sehe fassungslos, wie mein Schuss sich über den Tormann dreht, an die Innenstange des langen Ecks prallt und schließlich im Netz landet. Spätestens jetzt fühle ich mich wie ein föhnfrisurtragender Filmheld aus den 80ern, der in einer überteuerten Hollywoodproduktion seinen dramaturgisch völlig überzeichneten großen Auftritt haben darf.
Die Gegner konnten zwar nach einem etwas geschundenen Elfmeter noch einen Treffer verzeichnen, der Sieg war dem FC Grashalm aber nicht mehr zu nehmen. Das 4:2 wurde anschließend heftigst im "Narrenkastl" in der Albertgasse begossen und als ich so gegen 02:30h sternhagelvoll heimwärts torkelte und an meine Verpflichtungen am selbigen Tag denken musste, dachte ich so bei mir, dass es vielleicht ganz vernünftig ist, dass wir so selten gewinnen...


Damit sich auch jeder was unter meinem Geschreibsel vostellen kann, gibts hier als Draufgabe noch die unheimlich stimmungsvolle Zusammenfassung von Stefan:



Mittwoch, 22. November 2006

Der FC Grashalm















Was motiviert einen Mann jede Woche aufs neue ein Polyester-Trikot, eine (meiner Meinung nach zu kurze) Short und vorallem ein Paar Stutzen (modetechnisch circa seit 50 Jahren ausgestorben!) überzustreifen und sich ein ums andere Mal der Schmach einer epischen Niederlage mit zumeist 5 bis 8 Zählern Unterschied hinzugeben?

Ich habe absolut keine Ahnung.

Vielleicht ist es das flüchtige Gefühl von Zusammengehörigkeit, das mich einmal pro Woche beschleicht, wenn ich mich mit bis zu 14 Gleichgesinnten in einer stinkenden, engen Umkleidekabine treffe, wir uns stolz mit den Insignien unseres Vereins uniformieren, nur um ein letztes Mal mit verzweifeltem Stolz auf dem Fussballplatz einzulaufen und anschließend 90 Minuten lang nach allen Regeln der Kunst deklassiert zu werden.
Vielleicht ist es die unerklärliche urmenschliche Motivation einer völlig abstrusen und lächerlichen Sache zuweilen seine ganze Aufmerksamkeit und Muse zu schenken und mit kindlichem Trotz sämtliche Unkenrufe zu ignorieren. Wer weiß das schon?
Düstere und schwere Worte, meine Freunde, ich weiß. Jedoch wird all mein Katzenjammer mich nicht davon abhalten nächsten Dienstag wieder die Stätte der kurzen gemeinsamen Freude und des etwas länger währenden gemeinsamen Leides aufzusuchen und im Zweifelsfall mein Blut für den FC Grashalm zu vergießen. (siehe Foto. Ja, das ist leider mein eigenes Blut)

Um meinen Verein jetzt aber nicht völlig zu disqualifizieren, gibts im Anschluss noch einen Auszug aus den etwas spärlich gesähten, aber dafür umso kostbareren Glücksmomenten, die einen von besseren Zeiten träumen lassen...



Kramer = Cracker?

Michael Richards, den meisten besser bekannt als der Charakter "Kramer" aus der neunziger Jahre Sitcom "Seinfeld" hat sich auf einer Stand Up-Comedybühne in Los Angeles einen folgenschweren Ausraster erlaubt. Auf die Zwischenrufe eines farbigen Zusehers hin, brach er in eine, sagen wir mal, etwas heftigere rassistische Schimpftirade aus, was zu einem regelrechten Tumult in dem Club führte.
In Amerika ein handfester Skandal, der unter anderem Late Night Show Video-Entschuldigungen Richards' á la Mel Gibson nach sich zog, finde ich es eher bemerkenswert, dass es im Publikum Zuseher gab, die sich bis zu Richards' Verlassen der Bühne im größten Radau scheinbar köstlich amüsierten. (Something extra for your money)
Bevor jetzt wieder Vermutungen laut werden, Richards' sei beim Ku Klux Klan eine ganz große Nummer, sollte man sich er dem Paradigma anschließen, dass die einfachste Erklärung meistens auch die beste ist: seinem überdrehten Auftreten nach zu Folge hatte der Kerl wahrscheinlich mehr Koks als Rainhard Fendrich intus. Aber bildet euch eure eigene Meinung...