Mittwoch, 14. Oktober 2009

Meine Linien

Jede Linie, die ich ziehe...fängt an...und endet in sich selbst. Läuft sich schwindelig in ihren eigenen Schnörkeln, verstellt sich, stolziert, strauchelt. Ich schäme mich. Weil sie nich gerade sind. Nicht die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, sondern stehen bleiben, abbiegen, verschnaufen, ausrasten. Eben keine Lust verspüren gerade zu laufen.
Sie werden belächelt von Vektoren und Geraden, wenn sie unter Bäumen schlafen, weil sie nie zu etwas gut sein werden. Nie ein Quadrat, nie ein Dreieck bilden werden. Nie im Plan für ein Gebäude vorkommen werden - zu nichts Nutze sind. Sie werden nicht gebraucht von vernünftigen Menschen. Vernunft ist eine schnurgerade Linie von A nach B. Ich kann keine "vernünftigen" Linien zeichnen.
Aber vielleicht ist eine meiner Linien eine Meereswelle im Bild eines Kindes oder ein Teil eines Regenbogens im Gemälde eines Malers, vielleicht sogar die Terz in der Partitur eines Komponisten.
Wenn ich daran denke, möchte ich gar nicht vernünftig sein...und ziehe sie absichtlich schief.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

du triffst ein kernproblem der philosophie. kann man vernunft mit ästhetik vereinen, oder zumindest annähern? kunst scheint bar jeder logik. ich kann eine absicht haben, jenes bild so zu malen, jenes lied so zu komponieren, aber vernünftig scheint es nicht. ästhetik scheint dem hedonismus gleich, sie ist vergänglich, ändert sich mit der zeit, mit der gesellschaft. vernunft kann aber nicht ohne den gegenpol, der unvernunft, dem unwillkürlichen existieren. schimpfe mich einen sophisten, einen blender, aber eine linie zum kreis zu formen, oder sie wie von sinnen über ein blatt papier zu scheuchen ist jene eigenheit, die das überschreiten von grenzen erst möglich macht!

nur weiter so!

MJerry hat gesagt…

ich kommentiers profaner: wun-der-schön!